Game Drive um Halali - Wo ist die Begeisterung von früher geblieben?
Am 28.09.2023 brechen wir gegen 8 Uhr zu unserem Game Drive in der Gegend um Halali auf. Schon bald kommt eine größere Herde Gnus in Sicht, die hier häufig anzutreffen sind, genau wie die vielen Springbock, die auch regelmäßig über die Piste laufen. Von einer größeren Herde drehe ich ein kleines Video.
Wie viele Wasserlöcher im Etoscha Nationalpark hat auch Charitsaub relativ wenig Wasser. Die Hauptattraktion neben den zahlreichen Zebras ist ein sehr schöner Baum, den ich unbedingt fotografieren muss. Ein ähnlich schönes Exemplar befindet sich am nahe gelegenen Wasserloch Salvadora, an dem wir die einzigen sichtbaren Lebewesen sind, genau wie am Wasserloch Sueda, das fast ausgetrocknet ist.
Wo ist die
Begeisterung von früher geblieben?
Ich stelle fest, dass wir sowohl die Abwesenheit als auch die Anwesenheit von Tieren relativ gelassen nehmen und auch größere Ansammlungen von Steppenwild wie Zebras und Antilopen eher sachlich zur Kenntnis nehmen. Einerseits ist es gut, dass wir damit umgehen können, wenn nicht so viel geboten ist. Anderseits vermisse ich immer wieder den Enthusiasmus und die Begeisterung der ersten Afrika-Reisen. In den USA geraten wir immer noch total aus dem Häuschen, wenn irgendwo ein Wapiti oder ein anderes Tier auftaucht, weil Tiere dort immer noch eine Besonderheit sind, während sie im Etoscha Nationalpark zum Landschaftsbild gehören.
Elefanten am Rhino Drive
Wir biegen auch ohne große Erwartungen in den Rhino Drive ein. Da war auf den beiden ersten Reisen auch nicht viel zu sehen. Die Namensgeber kommen auch heute nicht in Sicht. Dafür können wir Elefanten beim Fressen beobachten, darunter drei Halbwüchsige und zwei Kälber. Das ist wieder ein sehr schöner Anblick, auch wenn die Tiere meistens von den Zweigen der Büsche und Bäume verdeckt werden, an denen sie ihren Hunger stillen. Schlecht fürs Fotografieren, gut für die Elefanten, dass sie auch in der trockenen Jahreszeit noch Nahrung finden. Wir nehmen es gelassen, dass die Fotos nicht optimal werden können und fahren relativ bald weiter, genau wie die beiden anderen Fahrzeuge, die auch nicht besonders lange geblieben sind. Scheinbar sind wir nicht die einzigen, die schon öfter hier waren und bei denen sich ein gewisser Gewöhnungseffekt einstellt.
Vielleicht machen aber auch anderen die teilweise extrem schlechten Pisten zu schaffen, die Manfred heute wieder zunehmend auf die Nerven gehen. Ich wundere mich ohnehin, dass ich mit der Rüttelei bisher zumindest körperlich relativ gut klar komme. Bei früheren Offroad-Fahrten ist mir teilweise fast schlecht geworden und ich habe unsere Offroad-Abenteuer in entlegenen Gebieten im Südwesten der USA nie wirklich genossen. Damals haben grandiose und einsame Landschaften für viele entschädigt. Hier nimmt man die schlechten Pisten wohl oder übel in Kauf, weil man keine Alternativen hat, wenn man die einzigartige Tierwelt im Etoscha Nationalpark erleben möchte.
Kurz vor dem Halali Camp entdecken wir ein großes Webervogelnest an einem Strommasten, ein ungewöhnlicher Ort für ein Vogelnest.
Nach einer kurzen Unterbrechung fahren wir zum Wasserloch Goas weiter, das laut Etosha Guide am späten Vormittag und in der Mittagszeit am sehenswertesten ist. Goas besteht aus zwei Wasserlöchern. Die Piste zu dem zweiten Wasserloch, bei dem das Licht am günstigsten steht, ist wieder in furchtbarem Zustand und wir kommen teilweise nur noch im Schritttempo voran. Wenn die Zebras, die wir auf der Herfahrt gesehen haben, schon angekommen, hätten sie uns vermutlich überholt. Trotzdem kann Manfred meinem Vergleich mit der Piste zu den Coyote Buttes South in Arizona nicht zustimmen, die mir beim ersten Mal so zu schaffen gemacht hat, dass wir unsere geplante Wanderung verschieben mussten. Unglaublich, was tolle Landschaftserlebnisse ausmachen, die im Etoscha Nationalpark weitgehend fehlen.
Grandiose Tiererlebnisse bleiben aus
Die grandiosen Tiererlebnisse, die normalerweise für die fehlende landschaftliche Vielfalt entschädigen, bleiben heute auch aus. Irgendwann kommen zwar die Zebras an, die wir überholt haben und auch eine Menge Springbock, aber die größeren Elefantenherden, die hier angeblich häufig in der Mittagszeit zu sehen sind, bleiben heute aus. Und so fährt ein Fahrzeug nach dem anderen wieder weg. Immerhin kann ich noch einen einzelnen männlichen Springbock fotografieren, der völlig unerwartet an unserem Auto vorbei läuft und nach einem kurzen Stopp am Wasserloch auf demselben Weg zurückgeht.
Einige Zebras, die uns auf der Rückfahrt ins Halali Camp entgegenkommen, sind bei weitem nicht so nah, wie ich glaube. Durchs Teleobjektiv habe ich kurz den Eindruck, dass zwei junge Zebras direkt auf unser Auto zulaufen, tatsächlich gehen sie in gebührendem Abstand an uns vorbei. Langsam sollte ich es besser wissen. Unsere Fotos von Löwen sind auch aus sicherem Abstand aufgenommen und trotzdem entsteht der Eindruck, als wären wir den Raubkatzen Auge in Auge gegenüber gestanden. Scheinbar vertrage ich die Rüttelpisten doch nicht so gut und das ständige und häufig vergebliche Ausschauhalten nach aufregenden Tieren sorgt auf Dauer für einen gewissen Stresspegel, dem wir auch heute wieder mit einer ausgedehnten Pause entgegenwirken wollen.
Mir macht auch die extreme Hitze immer mehr zu schaffen und ich bin froh, dass wir den Nachmittag in unserem Zimmer verbringen können, das ohne Klimaanlage „nur“ 29° C hat, mit Klimaanlage können wir es auf angenehme 26° C runter kühlen. Dann schalten wir das laute Teil wieder ab, weil der kalte Luftzug auf Dauer auch ziemlich unangenehm ist.
Schließlich gönnen wir uns ein kühles Getränk auf der Aussichtsterrasse des Restaurants, bei dem uns die obligatorischen Glanzstare Gesellschaft leisten.